Kurzer historischer Überblick

 

Im Jahre 1956, während eines relativen „politischen Tauwetters”, trafen die kommunistischen Machthaber eine Reihe von Maßnahmen zur teilweisen Wiedergutmachung des von den Sachsen nach 1944 erlittenen Unrechts. Führende deutsche Intellektuelle (Bernhard Capesius, Carl Göllner), unterstützt von Parteifunktionären (Ernst Breitenstein, Chefredakteur der Zeitung  Neuer Weg) und rumänischen Intellektuellen (Nicolae Lupu) plädierten für die Wiederaufnahme der institutionalisierten wissenschaftlichen Tätigkeit der Deutschen, die nach dem Krieg verboten war, und für die Gründung eines der Akademie der Rumänischen Volksrepublik unterstellten Forschungszentrums sowie einer Zeitschrift in Hermannstadt. Die Zeitschrift war als Organ des Forschungszentrums gedacht und war zugleich etwas Einzigartiges – die erste wissenschaftliche Publikation in deutscher Sprache in Rumänien, die unter der Schirmherrschaft der Akademie erschien. Während die Gründung der Forschungseinrichtung relativ schnell vonstatten ging (Oktober 1956), wurde indessen die Genehmigung für das Erscheinen der Zeitschrift bis Juni 1957 aufgeschoben. Die erste Ausgabe – betreut von einem Redaktionskollegium gebildet aus Carl Göllner (Chefredakteur), Harald Krasser und Nicolae Lupu (Mitglieder) – ging 1958 im Akademie-Verlag der Volksrepublik Rumänien in Druck. Mittlerweile hatte sich jedoch die politische Lage verschlechtert, was sich auf das Schicksal der ersten Ausgabe auswirkte: Sie wurde zurückgezogen und eingestampft, sodass die erste offizielle Ausgabe erst 1959 erschien. Die 32 zwischen 1959 und 1989 unter den Bedingungen des rumänischen Kommunismus veröffentlichten Ausgaben lassen Zugeständnisse an die Zeit erkennen. Die ersten Jahre standen unter dem Zeichen eines starren Dogmatismus; später, in den Jahren der politischen Entspannung, änderte sich der Ton einigermaßen und es wurden Themen angeschnitten, die vorher als Tabus gegolten hatten. Die Zusammenfassungen der Beiträge waren russisch abgefasst und erst ab dem siebten Band, ab 1964, schrieb man sie rumänisch. In derselben Zeitspanne, 1964–1989, erschienen je zwei Einzelausgaben pro Jahr, mit Ausnahme des Bandes 25 von 1982, der beide Nummern umfasste, eine Folge des damals einsetzenden Papiermangels. Ab 1983 wurde der Umfang der Zeitschrift von etwa 160 auf nur 100 Seiten verringert. Von Erscheinungsbeginn bis 1981 wurde die Herausgabe der  Forschungen  von Carl Göllner, dann von Gerhard Konnerth betreut. Trotz des in den letzten Jahren der Ceauşescu-Diktatur steigenden politischen Drucks versuchte das Redaktionskollegium unter der Leitung von Gerhard Konnerth das wissenschaftlich anspruchsvolle Niveau der Zeitschrift aufrecht zu erhalten und politische Zugeständnisse nur dort zu machen, wo sie unvermeidlich waren.

Eine Durchsicht der Inhaltsverzeichnisse im Zeitraum 1959–1989 ergibt folgende Themenbereiche mit entsprechender Auffächerung in verschiedene Unterbereiche: Geschichte, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Ethnografie/Ethnologie, Dialektologie, Geschichte des Denkens, Literaturgeschichte, Soziologie, Demografie.

In Übereinstimmung mit den Prioritäten des Hermannstädter Forschungszentrums standen die Untersuchungen zur Geschichte an erster Stelle. Innerhalb dieses Forschungsfeldes wurde der Geschichte der in Rumänien lebenden Deutschen besonders viel Raum gewidmet, mit Schwerpunkt auf der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Mit der Geschichte der deutschen Minderheit eng verbunden war deren Kulturgeschichte (die Rezeption der philosophischen Strömungen Westeuropas, Literaturgeschichte, die Entwicklung der bildenden Kunst und Architektur, die Geschichte der Musik und des Buchdrucks usw.), sowie die Geschichte der wechselseitigen deutsch-rumänisch-ungarischen kulturellen Einflüsse.

Die Fortsetzung des  Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs  gehörte zu den vorrangigen Projekten des Hermannstädter Forschungszentrums und dementsprechend waren dialektologische Untersuchungen sowie Beiträge zum Werdegang des Wörterbuchs in den Seiten der Zeitschrift gut vertreten. Besonderer Aufmerksamkeit erfreute sich sowohl die Literaturgeschichte der deutschen Minderheit als auch deren volkstümliche Kultur. Zu unterstreichen ist auch, dass die Zeitschrift zahlreiche vorbereitende Untersuchungen für die darauffolgenden Synthesen durch die Mitarbeiter des Instituts veröffentlichte. Die im Dezember 1989 errungene Freiheit bot auch den  Forschungen  neue Perspektiven hinsichtlich der Möglichkeit zur Öffnung, der Wahl der Inhalte und der Mitarbeiter. Es wurden Themen angeschnitten, die zu kommunistischen Zeiten verpönt gewesen waren und ausländische Fachleute wurden zur Durchführung gemeinsamer Projekte eingeladen. Die zahlreichen, ab 1990 im Laufe der Jahre in Zusammenarbeit mit ausländischen (vor allem deutschen) Einrichtungen organisierten Tagungen ermöglichten das Erstellen thematischer Ausgaben, welche die im Rahmen dieser Veranstaltungen vorgestellten Beiträge umfassten.

Im November 1990 wählte das Institutskollektiv ein neues Redaktionskollegium, mit Thomas Nägler als Hauptschriftleiter und Joachim Wittstock als Redaktionssekretär. Nach der Wende verhinderten die finanziellen Schwierigkeiten der langandauernden Übergangsperiode die Beibehaltung von zwei Ausgaben pro Jahr. So erschienen zwischen 1990 und 1998 elf Bände, davon sieben Doppelausgaben (33/1990, 34/1991, 35/1992, 38/1995, 39/1996, 40/1997, 41/1998). Nach 1998 gab es noch größere Schwierigkeiten, sodass  Forschungen zur Volks- und Landeskunde  mit großen Verspätungen erschien (42–43/1999–2000, 44–45/2001–2002, 46–47/2003–2004, 48/2005). Mittlerweile sind die Hürden überwunden worden, sodass eine jährliche Ausgabe von etwa 200 Seiten veröffentlicht wird.

Hatte die Zeitschrift zwischen 1959 bis zur Revolution nur zwei Chefredakteure, so wechselten diese von 1990 bis heute mehrfach. Unter der Betreuung von Thomas Nägler wurden die Bände 33/1990–37/1994 verfasst, die Ausgaben 38/1995–41/1998 besorgte Joachim Wittstock und ab 1999 hält Zeno-Karl Pinter das Amt des Chefredakteurs inne. Zwischen 1995 und 2016 war Sigrid Pinter Redaktionssekretärin. Im Oktober 2016 übernahm Nora Căpăţână diesen Aufgabenbereich.

 

 

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